Buchvorstellung Charlotte Kaufmann

Vertrieben aus Elbing 1945 - Zeitzeugenbericht

Vorwort von Charlotte Kaufmann geb.Schilf

"Aus Elbing 1945 verschleppt und vertrieben" 

Die Heimat wird es euch dankenDas Schicksal eines Elbinger MädchensVon einer glücklichen Kindheit über Deportation undrussische Gefangenschaft in einer fremden Heimat


 

Vorwort

"Der Geschichte muss man sich stellen, mit dem Mut zur vollen

Wahrheit ohne etwas wegzulassen und ohne etwas hinzuzufügen,

bereit zum Eingenständnis eigener Schuld und bereit zur Vergebung"


 

Dieses Zitat von Roman Herzog (Bundespräident der Bundesrepublik Deutschland 1994-1999),

das mir vor Jahren eher zufällig in die Hände fiel, war der Anstoß für meinen Entschluss, dieses Buch in Angriff zu nehmen.

Ich wollte nicht nur zur persönlichen Aufarbeitung schreiben, sondern für die vielen unschuldigen Frauen, die sich heute kein Gehör mehr verschaffen können und besonders für jene, die sich nicht mehr wehren können, die auf der Flucht oder im Laufe der Gefangenschaft gestorben sind. Ich habe mich bemüht, die historischen Fakten und Ereignisse wahrheitsgetreu und so vollständig wie möglich wiederzugeben, um dem Leser einen Einblick in das noch so wenig beachtete und bearbeitete Thema zu ermöglichen.

Meine Ausführungen über Kindheit und Jugend in Westpreußen zu Beginn des Buches werden eher die ältere Generation der Leser interessieren, sicher besonders jene, die ebenfalls aus meiner geliebten Heimat stammen und sich durch meinen Bericht vielleicht sogar in ihre eigene Jugendzeit zurückgesetzt fühlen werden.

Die anschließenden Kapitel über Flucht, Vertreibung und Gefangenschaft, wie auch über den Kampf der deutschen Frauen, die aus Russland zurückkehrten und nun wieder um ihre Würde, ihren Platz in der Gesellschaft und um Entschädigung ringen mussten, sind sicher für die breite Leserschaft interessant.


 

Charlotte Kaufmann    


 

 Einleitung
Als ich mit der Arbeit zu diesem Buch im Juli 2011 beginne, wird meine Wohnung gerade renoviert. Es gibt keinen Strom, kein Gas, kein Wasser. Deshalb fährt mich mein Sohn Gernot mit dem Auto nach Berlin zu meiner Tochter Kornelia. Meine Gesundheit mit 82 Jahren lässt zu wünschen übrig und so fühle ich mich in ihrer Wohnung geborgen und in ihrer Obhut gut versorgt.


Einige meiner Bekannten hatten mich seit Langem gebeten, meine Dokumentation*, die ich 1995 über meine dreieinhalb jährige Gefangenschafft im russischen Teil der Sowjetunion (Russische SFSR) geschrieben hatte, zu erweitern. Sie sahen in mir eine starke Frau, hatte ich doch so vieles in meinem durchstehen müssen. Sie waren der Meinung, diese innere Stärke könne für viele andere ein Beispiel sein. Doch ich empfand sie oft nur als äußerlich und meine Mitmenschen sahen nicht, wie es in mir aussah. Oftmals war ich der Verzweiflung nahe und wär beinhahe an den mir in den Weg gelegten Hindernissen zebrochen.

Doch ich entschloss mich, noch einmal stark zu sein und all die schlimmen Erinnerungen ein weiteres Mal an mich heranzulassen. So begann ich mit dem Schreiben und da ich dieses Mal etwas ausführlicher berichten wollte, begann ich bei meiner Jugend, mit den Gedanken einer damals Zehnjährigen und wie ich mir mein Leben in meinen Träumen vorstellt.


 


 


 

Meine Mutter verstarb im März 2013 vor der Veröffentlichung im Juni 2015.

Gernot Kaufmann


 

 *Kaufmann, Charlotte: Aus schlimmer Zeit, Mit 16 Jahren in einrussisches NKWD-Lager, Gustavsburg 1995